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er sie nur mit Hilfe des Buches hatte retten können. Er hatte erzählt, daß er
manchmal scheinbar problemlos darin lesen könne, er und Berdine dagegen an
anderen Stellen festsäßen. Manchmal könne er eine Seite in wenigen Stunden
entschlüsseln, und dann wieder benötigten sie Tage, um einen einzigen Satz zu
übertragen.
»_Moss_? Du sagtest, du hättest sie das Wort _moss_ nachsehen lassen. Was
bedeutet es?«
Er nippte an seinem Tee und setzte die Tasse wieder ab. »_Moss_? Oh, das
bedeutet >Wind
Lesezeichen gekennzeichnet war. »Weil es so lange gedauert hat, das Tagebuch zu
übersetzen, haben wir nur nach Schlüsselbegriffen gesucht, uns dann auf die
betreffenden Passagen konzentriert und auf unser Glück gehofft.«
»Ich dachte, du hättest erzählt, du übersetzt das Buch, um Kolos Verwendung der
Sprache besser zu verstehen.«
Er seufzte genervt. »Dafür fehlt mir die Zeit, Kahlan. Wir mußten unser Vorgehen
ändern.«
Das gefiel Kahlan nicht.
»Man erzählte mir, Richard, dein Bruder sei der Hohepriester eines Ordens mit
dem Namen _Raug'Moss_. Ist das Hoch-D'Haran?«
»Es bedeutet >Göttlicher Wind
Er tippte auf das Buch und schien ganz offenkundig nicht darüber diskutieren zu
wollen. »Siehst du, hier? Berdine hat die Stelle gefunden, wo Kolo von einem
roten Mond spricht. Er verlor darüber vollkommen die Fassung. Die gesamte Burg
der Zauberer war deswegen in Aufruhr. Er schreibt, sie seien von der
>Mannschaft
Verbrechen vor Gericht gestellt werden sollen. Wir hatten noch keine Zeit, dem
weiter nachzugehen. Aber ...«
Seite 141
Goodkind, Terry - Das Schwert der Wahrheit 07 - Die Nächte des roten Mondes_1.0.txt
Richard schlug das Buch wieder weiter vorne auf, wo eine ihrer
niedergeschriebenen Übersetzungen eingefügt war, und las ihr die Stelle vor:
»>Heute erfüllte sich, vielleicht nur dank der hervorragenden, unermüdlichen
Arbeit einer Mannschaft aus fast einhundert Leuten, einer unserer sehnlichsten
Wünsche. Die Dinge, deren Verlust wir für den Fall, daß wir überrannt werden
sollten, am meisten fürchteten, wurden gesichert. Ein Jubelschrei löste sich aus
den Kehlen aller in der Burg, als wir heute Nachricht erhielten, daß wir Erfolg
gehabt hatten. Manch einer hatte dies nicht für möglich gehalten, doch zum
Erstaunen aller ist es vollbracht: Der Tempel der Winde ist verschwunden.
»Verschwunden?« fragte Kahlan. »Was ist der Tempel der Winde? Wohin ist er
verschwunden?«
Richard klappte das Buch zu. »Das weiß ich nicht. Weiter hinten schreibt Kolo,
die Mannschaft, die dies vollbracht hatte, habe sie alle verraten. Hoch-D'Haran
ist eine eigenartige Sprache. Die Worte haben unterschiedliche Bedeutung, je
nachdem, wie man sie verwendet.«
»Das ist in den meisten Sprachen so. Auch in unserer.«
»Ja, nur manchmal schreibt man in Hoch-D'Haran einem Wort, das normalerweise je
nach Verwendung unterschiedliche Bedeutungen hat, absichtlich
Mehrfachbedeutungen zu. Man kann sich nicht eine Bedeutung aussuchen und alle
übrigen weglassen. Das macht das Übersetzen entsprechend schwierig.
In der alten Prophezeiung zum Beispiel, in der der Bringer des Todes genannt
wird, steht das Wort >Tod
verwendet wird: Es steht für den Bringer der Unterwelt, also für die Welt der
Toten, für den Bringer der Seelen, also für die Seelen der Toten, und für den
Bringer des Todes, sprich für das Töten. Jede Bedeutung ist anders, und doch
sind alle drei beabsichtigt. Das war der Schlüssel.
Die Prophezeiung stand in dem Buch, das wir aus dem Palast der Propheten
mitgebracht hatten. Warren konnte die Prophezeiungen erst übersetzen, nachdem
ich ihm erklärt hatte, daß alle drei Bedeutungen zutreffen. Er erzählte mir, aus
diesem Grund sei er seit dreitausend Jahren der erste, der die tatsächliche
Bedeutung der Prophezeiung, so wie sie aufgeschrieben wurde, begriffen habe.«
»Was hat das mit dem Tempel der Winde zu tun?«
»Wenn Kolo von >Winden
den Wind, so wie man sagt, heute weht der Wind. Aber manchmal, wenn er von
>Wind
als Kurzform, um sich einerseits auf den Tempel der Winde zu beziehen und ihn
andererseits von anderen Tempeln zu unterscheiden.«
Kahlan sah ihn fassungslos an. »Soll das etwa heißen, du glaubst, Shotas
Nachricht, der Wind sei auf der Jagd nach dir, bedeutet in Wahrheit, der Tempel
der Winde sei auf der Jagd nach dir?«
»Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
»Das wäre ein ziemlicher Gedankensprung, wenn das wirklich deine Überzeugung ist
- Kolos Art, sich auf den Tempel der Winde zu beziehen, als Beweis dafür zu
nehmen, daß Shota von demselben Ort spricht.«
»Wenn Kolo davon spricht, alle seien in Aufruhr gewesen und man habe diese
Männer vor Gericht gestellt, dann klingt das bei ihm so, als besäßen die Winde
eine Art sinnliche Wahrnehmung.«
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