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mit einem so ernsthaften Anstande gegenüber, daß der
Spott darin nicht zu verkennen war. Sie faltete ihre Arme
über das reiche Kragentuch à la neige und drückte die
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reichen Tüllbesätze zusammen. Mit einem schalkhaften
Seitenblick auf ihren Vater hub sie endlich an: »Bis heut
war mir noch unbekannt, auf welche Weise ein Staats-
mann im Schlafrock regiert,  allein, das tut nichts, das
Volk nimmt's nicht so genau!  So eröffne mir denn dei-
ne gesetzlichen Vorschläge und deine offiziellen Vorstel-
lungen.«
»Närrisches Mädchen! Du wirst nicht immer mich in
dieser Laune finden.  Meine eigentliche Absicht indes-
sen, Mademoiselle, ist, zu erklären, daß ich nicht weiter
gesonnen bin, meinen Charakter, der ein Teil des Ver-
mögens der Meinigen ist, dadurch zu verunglimpfen, daß
ich das Heer von Tänzern vervollständige, welche du alle
Jahre auflösest. Du hast schon manche unangenehmen
Zwistigkeiten mit angesehenen Familien erregt, und ich
hoffe, du wirst in Zukunft deine Stellung und die meine
besser in acht zu nehmen wissen. Du bist nunmehr zwan-
zig Jahre alt. Deine Brüder und Schwestern sind alle
reich und glücklich verheiratet. Ihre Ausstattung und der
Aufwand, den ich deinethalben mache, haben meine Ein-
künfte dermaßen in Anspruch genommen, daß ich dir
höchstens 100 000 Franken mitgeben kann. Von heute an
ist es meine Pflicht, für die Zukunft deiner Mutter zu
sorgen. Sie soll durch mich nicht ihren Kindern geopfert
werden; wenn ich einst meiner Familie entrissen bin,
nicht von der Gnade eines Fremden abhängen, sondern
ihre jetzige Lebensart, womit ich leider erst spät, ihre
Treue und Anhänglichkeit, die sie in meinem Unglück
mir erwies, belohnen konnte, auch in der Folge führen.
Du siehst, mein Kind, daß dein geringes Heiratsgut nicht
zu deinen großen Plänen stimmt, auch haben deine Ge-
schwister nicht einmal soviel erhalten, sondern beschei-
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den sich der Vorliebe gefügt, die ich und deine Mutter zu
dir hegen.«
»In ihren Umständen freilich,« sprach Emilie, verächtlich
den Kopf wiegend.
»Mein Kind spotte derer nicht, die dich aufrichtig lieben,
nur Arme sind großmütig, die Reichen finden immer tau-
send Gründe, keine 20 000 Franken ihren Verwandten
zukommen zu lassen.  Sei nicht böse! mein Kind. Laß
hören, welcher von all den jungen Leuten gefällt dir am
besten. Hast du den Herrn von Montalant wohl be-
merkt?«
»Freilich! Er stößt mit der Zunge an und zeigt immer
seinen Fuß, den er für klein hält. Er sieht sich gar zu gern
in dem Spiegel, ist blond, und das habe ich nicht gern.«
»Aber Herr von Serisy!«
»Ist kein Edelmann, ist schlecht gewachsen und stark.
Freilich, er hat braunes Haar. Beide Herren müßten ihr
Vermögen zusammenlegen, der erste seinen Körper dem
zweiten geben und dieser jenem seinen Namen, aber sein
Haar müßte er behalten  dann  vielleicht.« 
»Was hast du aber gegen Herrn von Saluces?«
»Es ist ein Bankier.«
»Und gegen Herrn von Commines?«
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»Er tanzt zu schlecht. Übrigens sind alle diese Herren
ohne Titel, und ich möchte doch wenigstens Gräfin sein
wie meine Mutter!«
»Du hast also den ganzen Winter niemanden gesehen,
den  «
»Niemanden.«
»Allein, meine Tochter, wen verlangst du eigentlich zum
Gatten?«
»Am liebsten den Sohn eines Pairs von Frankreich.«
»Bist du von Sinnen?«  rief der Graf. 
Aber plötzlich hub er das Auge gen Himmel und fügte
nach einem mitleidigen Kopfschütteln hinzu: »Gott ist
mein Zeuge! du armes, verirrtes Geschöpf! daß ich die
Pflichten eines Vaters gewissenhaft gegen dich erfüllt
habe. Gewissenhaft? oh, mehr als das, mit aller Liebe,
deren ich fähig war.  Ich habe diesen Winter mehr als
einen braven, ausgezeichneten Mann dir zugeführt, des-
sen Sitten und Denkungsweise ich wohlgeprüft, um ihn
deiner würdig zu erachten.  Liebes Kind, ich habe das
meinige getan und muß vom heutigen Tage an dein Ge-
schick in deine Hände legen. Es beruhigt und beunruhigt
mich zugleich, der schwersten Pflicht mich überhoben zu
sehen. Wie lange du noch meine Ermahnungen, die un-
glücklicherweise nicht streng genug waren, wirst hören
können, weiß ich nicht. Vergiß daher niemals, daß das
Eheglück nicht bloß auf Reichtum, Glanz und Hoheit,
sondern auf gegenseitiger Achtung und Übereinstim-
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mung der Gemüter beruht. Dies Glück ist seinem Wesen
nach ein bescheidenes, liebt keine Pracht. Geh', mein
Kind! du hast meine Einwilligung für jeden, den du mir
als Schwiegersohn vorstellst. Fällt deine Wahl zu deinem
Schaden aus, so hast du keine Ursache, deinen Vater an-
zuklagen. Ich indessen will nichts verabsäumen, was dir
nützen und förderlich sein kann. Nur das behalte ich mir
vor, daß deine erste Wahl unwiderruflich bleibe, denn ich
vergebe der Achtung nichts, die meinen grauen Haaren
zukommt.«
Die Liebe ihres Vaters, der feierliche Ton, mit welchem
er die salbungsvolle Rede hielt, rührten Emilie aufs in-
nigste. Jedoch verbarg sie ihre Bewegung und erhob sich,
um sich ihrem Vater auf den Schoß zu setzen, erschöpfte
alle möglichen Schmeicheleien und suchte, ihn mit aller
ihrer Anmut wieder zu besänftigen. Als endlich die Fal-
ten von seiner Stirne geschwunden und sein Mund wie-
der die Züge des Lächelns angenommen, sprach sie mit
leiser Stimme: »Wie danke ich dir, lieber Vater, für die
Freiheit, die du mir gestattest!  Es ist wahr, du hast bloß,
um deine Tochter zu empfangen, dein Zimmer ordnen
lassen und hast es nicht erwarten dürfen, sie so aufge-
räumt und widerspenstig zu finden.  Aber, lieber Vater,
sollte es mir denn so schwer werden, einen Pair von
Frankreich zu heiraten?  Du sagtest neulich, daß man
die Pairschaften dutzendweis vergebe!  Nun, mindestens
deinen guten Rat wirst du mir nicht entziehen.«
»Nein! armes Kind! nein! und mehr als einmal werde ich
dir zurufen: Sieh dich vor! Die Pairschaft ist zu neu in [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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